Diese Inschrift fuhr ihr durch Mark und Bein, doch bemerkte sie, daß sie sich den Zeilen nicht entziehen konnte!
So sehr sie in der Folgezeit auch versuchte sich abzulenken, über jedem ihrer Gedanken schwebten diese Worte. Und immer dann, wenn sie etwas bedrückte, kamen ihr diese Zeilen, ohne daß sie es wollte, wie eine Sehnsucht vor. Jene Sehnsucht, nach langer Zeit in der Fremde, endlich in die Heimat zurückzukehren.
Als sie eines Nachts aus ihrem Fenster blickte, sollte ihre Sehnsucht ihr Ende finden!
Im fahlen Mondschein erblickte sie vor ihrer Burg einen schwarzen Ritter auf seinem pechschwarzen Pferd.
Bei seinem Anblick war sie von der gleichen Faszination erfüllt, wie in den Katakomben nur unendlich intensiver.
Ihr ganzer Körper begann zu zittern, Blitze durchzuckten sie. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen, er erschien aus der Dunkelheit und doch fühlte sie sich von einer unsichtbaren Kraft zu ihm hingezogen. Eine Kraft, die so mächtig war, daß sie sich ihr nicht entziehen konnte, so sehr sie sich auch wehrte. Unendlich viele wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf und beraubten sie der Fähigkeit klar zu denken.
Wie konnte sie sich nur so zu ihm hingezogen fühlen, sie wußte nichts über ihn und überhaupt war sie eine Prinzessin und müßte doch einen edlen Prinzen an ihre Seite wählen? Dennoch, in diesem Moment war nichts stärker in ihr, als der unbändige Wille ihm zu gehören, mit ihm in der Dunkelheit zu entschwinden.
Sie konnte sich nicht dagegen wehren und stieg wie in Trance auf die Fensterbank.
Wenn er sie doch nur bemerken, nur ein einziges mal zu ihr aufsehen würde.
Die Spannung in ihr wurde unerträglich, dann endlich drehte er seinen schwarzen Helm in ihre Richtung. Ohne zu zögern ließ sie sich aus dem Fenster fallen, denn sie wußte, er würde sie auffangen.
Ohne sie auch nur eines Wortes zu würdigen oder das Visier seines Helmes zu öffnen, setzte er sie sanft aber bestimmt auf sein Pferd und ritt mit ihr in wildem Tempo in die Dunkelheit.
War es wirklich richtig, sich ganz seinen Gefühlen hinzugeben? Hätte sie überhaupt eine Chance gehabt sich zu verweigern?
Doch dann wurde ihr klar, daß es nun kein Zurück mehr gab. Er würde mit ihr machen können, wonach immer ihm gelüstete und sie würde nicht die geringste Möglichkeit haben, sich ihm entziehen zu können.
Wer würde unter dieser dunklen Rüstung zum Vorschein kommen? Jede Chance ihn abzulehnen hatte sie nun aufgegeben, sie würde sich ihm fügen müssen.
Würde er sie denn auch wirklich begehren? Ihr prächtiges Schloß, ihr wertvolles Geschmeide und all ihre Schätze hatte sie zurückgelassen, alles was sie ihm nun noch geben konnte war ihre bedingungslose Hingabe und ihr Körper!
Wäre sie auch wirklich in der Lage ihm alles geben zu können, was er verlangen wird?
Zählten solche Gedanken jetzt überhaupt noch, jetzt wo er sie mit in sein dunkles Schloß nehmen und sie ihm dort völlig ausgeliefert sein wird?
Oft plagten sie Bedenken, ob sie das Alles überhaupt wollen, sie dabei wirklich glücklich werden würde?
Dürfte sie eine so bedingungslose Hingabe, die sie so verletzlich macht, überhaupt zulassen?
Würde es, die eigene Identität vollkommen aufzugeben und sich in den Wünschen seines Herrn treiben zu lassen, wirklich das totale Glück bedeuten?
Wäre ein Mann, der alles mit ihr machen könnte, überhaupt in der Lage sie wirklich zu lieben und für immer zu begehren?
Doch nun, wo all dies unabwendbar geworden war, indem sie sich in seine Arme fallen ließ,
waren alle Bedenken sinnlos geworden und verschwanden ganz aus ihren Sinnen. Noch nie fühlte sie sich so frei und glücklich, noch nie so geborgen und unverwundbar!
Wenn sie nur bereit wäre, sich ganz und gar ihm hinzugeben, alles für ihn zu ertragen und jede Prüfung durchzustehen, die er ihr abverlangen wird, so wird er sie dafür achten und respektieren und alles andere würde bedeutungslos.
Sie spürte deutlich, daß sie dafür bereit ist, drückte sich fest an ihn, ihr Körper konnte nur das kalte Eisen seiner Rüstung fühlen, doch sie spürte seine Wärme, Schutz und Geborgenheit. Noch nie zuvor fühlte sie sich derart wohl!
Sie wollte ihm gehören, ganz und gar, doch nicht als ein Objekt, sondern als das wertvollste, was er je besessen hatte.
In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als daß er alles von ihr fordern würde, was sie geben konnte. Mehr noch, egal was er auch immer von ihr fordern würde, sie würde ihn herausfordern, ihr immer noch härtere Prüfungen abzuverlangen, die sie tapfer bestehen, bis er sie über alles lieben und begehren wird!
Und wenn sie nicht gestorben sind.... |